Freitag, 25. April 2008
Freitag Nachmittag um 15 Uhr...
... am ANZAC Day ist alles ein bisschen anders als an normalen Freitagen. Kurz zum Hintergrund: Der ANZAC Day ist ein landesweiter Feiertag, der den Verstorbenen der gemeinsamen Armeen Australiens und Neuseelands gewidmet ist (Australia and New Zealand Army Corps). Eine der Besonderheiten dieses Feiertags ist, dass ein bestimmtes Glücksspiel, "Two Up" genannt und früher unter Soldaten weit verbreitet, nur an diesem Tag erlaubt ist; an allen anderen Tagen des Jahres ist es verboten.

Das Spiel ist ganz einfach: Unzählige Menschen stehen rund um einen Kreis, ähnlich wie ich es mir bei Hahnenkämpfen vorstelle, und warten darauf, dass zwei alte Pennies in die Höhe geworfen werden, so wie gerade von dem Mädel links auf dem Bild:



Dabei gibt es strenge Regeln: Die Münzen müssen von einem etwa 30 cm langen Brett aus so hoch geworfen werden, dass sie mindestens die Größe des Werfers, des so genannten "Spinner", übersteigen, sie müssen sich in der Luft mindestens dreimal um die eigene Achse gedreht haben und vor Beginn des Wurfes muss jeweils einmal Kopf ("Heads") und einmal Zahl ("Tails") oben gelegen haben.

Die Herumstehenden wetten nun darauf, ob die Münzen beim Landen beide "Heads" oder beide "Tails" zeigen, und zwar tun sie das gegeneinander. Einer würde zum Beispiel einen 20-Dollar-Schein an seinen Kopf halten, was so viel heißt wie dass er 20 Dollar darauf setzt, dass beim nächsten Wurf beide "Heads" zu sehen sind, während irgendjemand anderes im Raum die Wette hält, indem er die 20 Dollar an sich nimmt, die gleiche Summe von sich dazu tut und somit auf "Tails" setzt. Fallen die Münzen beim Wurf des "Spinner" so, dass beide "Heads" zu sehen sind, gewinnt der eine die 40 Dollar und entsprechend andersrum, fällt jeweils einmal "Heads" und einmal "Tails", so geht die Wette in die nächste Runde.

Und so passiert es, dass zum Beispiel mitten in Sydneys bekanntem Suburb Paddington die Leute Schlange stehen, um am Freitag Nachmittag endlich ins Pub zu kommen und "Two Up" zu spielen:



Der Australier als solcher trinkt ja bekanntlich sehr gerne und sehr viel und braucht dafür auch nicht unbedingt immer einen Anlass. In jedem Fall war es sehr witzig, diesen Teil der Kultur mal hautnah mitzuerleben...

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